Es riecht nach orientalischen Gewürzen und Holzfeuer, im Hintergrund bewegen sich Menschen mit skurrilen Masken, kleine Syrerinnen werden geschminkt. Der Burgherr sitzt oben auf der Freitreppe, weil ihm Tine die Schuhe gestohlen hat. Tine ist die Adoptivtochter von Werner Gerber. Gerber, ein Meister im Warten, lässt den Blick über seine Ländereien schweifen. Der Coach und Theatermann Werner Gerber hat das malerisch gelegene und denkmalgeschützte Ensemble 2015 gekauft. Eine Mischung aus Tourismus, Kunst, Kultur und ökologischem Landbau soll die Zukunft sichern. Die Säle im 1812 erbauten Herrenhaus seien ideal für eine Gastronomie und Veranstaltungen, um das Angebot der Kurstadt zum Gesundheitstourismus zu erweitern. Von all dem ist wenig zu sehen, meinen jetzt manche Anwohner und Besucher. „Wenn ein Großinvestor kommt, mit zehn Millionen. Dann geht’s natürlich ganz schnell“, meint Werner Gerber auf der Freitreppe. „Der baut vielleicht ein Ressort für Kurgäste, für Luxuskurgäste. Aber dann ist das Tor da vorne zu. Alles ist privat und nur noch zahlende Gäste kommen rein!“
Suchergebnis MädchenSchuhe Auf FürGlitzer Auf Suchergebnis Auf Sandalen Sandalen Suchergebnis FürGlitzer MädchenSchuhe FürGlitzer Sandalen 80XwOknPDas arabische Essen im Pavillon ist kostenlos. Die Familie Al Issa ist aus Syrien geflüchtet und lebt in Bad Freienwalde. Hala und Bruder Achmed Al Issa kochen Kabsa – Reis mit Hühnchen, ein Gericht aus Syrien. Und Ouisi, Reis mit Hackfleisch. Dazu gibt es Fattoush, das ist Salat auf syrische Art. „So haben wir zu Hause gekocht“, meinen Malian Sawah und Koch Achmed. „Hier auf der Sonnenburg haben wir das Gefühl, einmal am typisch deutschen Leben teilzunehmen.“ Der Sohn der freundlichen Familie Al Issa wollte vor einem Jahr auf das Gymnasium in Freienwalde gehen. „Die Lehrerin hat gesagt, mein Deutsch ist zu schlecht. Dann habe ich mich angestrengt und ganz schnell gelernt“, so der aufgeweckte Abdalhadi. Jetzt spricht er fast perfekt.
Zwei syrische Mädchen springen als Katzen geschminkt aus dem Gebüsch. Andere Kinder spielen kreischend im Sandkasten, schubsen sich eine Rutsche hinunter und wälzen sich im Stroh. Es riecht nach Kardamom, Zimt, Safran, Kreuzkümmel. Ein Mann mit Rastalocken übt Handstand. Eine Frau balanciert einen gehäuften Teller mit arabischem Essen auf den Knien. Weil man dort traditionell mit den Fingern isst, tut sie das auch. Wegen der Engelsflügel, die sie sich umgeschnallt hat, kann sie sich im Gartenstuhl nicht anlehnen. Im Hintergrund endet das Maskentheater von Utecht und Pheline mit Johlen und Applaus.
Manche Pläne aus der Anfangszeit sind geplatzt. Keine Thüringer Waldziegen, keine Tofu-Veredlung, die Leader-Förderung gestrichen. Für die bloße Sicherung des riesigen Speichers müssen zirka 100 000 Euro her. Der Burgherr aus der Schweiz bleibt neutral und sieht sich erfolgreich nach weiteren Helfern um: „Dahinten haben wir Pia und Andre, Ergotherapeutin und Sozialpädagoge. Markus will Saatgut entwickeln. Eva Fitzek wird Ziegen halten. Und da sitzen Kathrin und Johannes Achilles. „Das Frühlingsfest ist auch der Abschluss unseres Kulturkochens,“ fasst Johannes Achilles zusammen. Der junge Schreiner hat mit seinen Freunden von der Sonnenburg und rund 20 Geflüchteten einen Garten angelegt. Ein Jahr lang haben sie gemeinsam immer wieder gekocht und Gäste auf die Sonnenburg eingeladen. Nachbar Otto hat mit den syrischen Kindern Holzspielzeug gebaut.
„Wir sind noch immer in der Warteschleife“, so Gerber. Er hat Fördergelder für ein EU-Projekt beantragt. Außerdem wartet er nach wie vor auf die Baubewilligung. Er kann sich nicht erklären, warum das so lange dauert und murmelt: „Es ist ja auch nicht so, dass der Bürgermeister uns sehr unterstützt! Wenn das hier mal fertig ist, dann werden viele sagen, das haben wir doch toll gemacht!“
An die 100 Besucher sind zum Frühlingsfest ins Dornröschen-Schloss ans Ende der Welt gekommen. Abends wird es dann laut. Jugendgruppen aus der Umgebung sind eingeladen – Disko gegen Froschkonzert. Doch immerhin ist Werner Gerber wieder im Besitz seines Schuhwerks und schreitet zufrieden die Freitreppe hinab. Nun hat allerdings Tine nackte Füße. „So! Jetzt suchen wir deine Schuhe,“ meint der fürsorgliche und geduldige Adoptivvater. „Ich verstehe, wenn manche sagen, dass es hier nicht voran geht. Man braucht Zeit und Geduld. Wir geben nicht auf! Es geht weiter.“
Der Verein Gut Sonnenburg hat am Wochenende zu einem Frühlingsfest geladen. Mit syrischen Delikatessen, Theater und Kinderschminken empfing der Verein mehr als 100 Besucher.